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Presseartikel Liederabend 10. Oktober 2018

Hohe Schule des Liedgesangs

Spätestens an diesem Abend ist der erstaunliche Nikola Diskic, erst 35-jährig, im Olymp des Liedgesangs angekommen. Seit 2011 im Ensemble der Mannheimer Oper, hat der junge Bariton sich unermüdlich in Meisterkursen bei großen Kollegen weitergebildet. Seine Liederabende seit 2015 zeigen ein stetes Crescendo in der anspruchsvollsten aller Gesangskünste: hohe Charakterisierungskunst bei tiefer Empfindsamkeit, perfekte Registerverblendung bei luxuriösem Timbre und makellose Artikulation in allen Sprachen.

Der Richard-Wagner-Verband, der an diesem Abend außerdem den Heldentenor Wolfgang Neumann zum Ehrenmitglied ernannte, hatte mit Diskic und seinem kongenialen Klavierpartner Alexander Fleischer ein erlesenes Programm zusammengestellt. Auch diesmal fiel der hohe intellektuelle Anspruch auf, den Diskic bei seinen (stets auswendig gesungenen) Liedprogrammen walten lässt.

Vertonungen von Goethe-, Schiller-, Heine- und Eichendorff-Texten von Franz Schubert und Robert Schumann, dann als Hommage an den gastgebenden Verband "Die beiden Grenadiere" von Richard Wagner, die allerdings, mit Verlaub, dem Vergleich mit der bekannten Schumann-Vertonung nicht ganz standhalten. 

Abgesehen von der wunderbar beseelten, in strömendem Legato gesungenen "Mondnacht", bevorzugte Diskic an diesem Abend dramatische Werke, oft mit einem gehörigen Schuss Dämonie ("Belsazar" oder "Waldesgespräch"). Dies verstärkte sich noch im zweiten Teil mit Hugo-Wolf-Liedern, drei Loewe-Balladen und Schuberts grausigem "Erlkönig", prächtig mitgestaltet von dem sensiblen Alexander Fleischer.

Für die ausgedehnten Ovationen dankten die Künstler mit dem vielfach ersehnten "holden Abendstern".

(Waltraud Brunst / Mannheimer Morgen, 12.10.2018)

 

Mannheim / Rosengarten: Nikola Diskic - Liederabend 10.10.18

Der Richard-Wagner-Verband-Kurpfalz hatte zum Liederabend im Stamitz-Saal des Rosengartens den Bariton des NTM Nikola Diskic geladen. Der vielseitige rührige junge Sänger folgte dem Ruf und präsentierte ein teils neues Liedprogramm. Es ist immer wieder lobenswert mit welchem Fleiß und Enthusiasmus sich Sänger der jüngeren Generation der Liedkunst widmen und wiederum neuen Aufgaben dieses Genres stellen. Im kurzen Vor-Laudatio der Vorsitzenden des RWV Frau Monika Kulczinski kam dieses Bemühen auch anerkennend zum Ausdruck.

Mit drei Preziosen aus der Feder von Franz Schubert eröffnete Nikola Diskic seine vielfältige Liedfolge: Der Wanderer offenbarte bereits den Nuancenreichtum seines modulationsreichen kernigen Baritons. Wenngleich der Vortrag auch bar der Komponente leicht überhastig klang, folgten prägnant in feinen Abstufungen Sehnsucht sowie An Schwager Kronos.

Aus dem "Liederkreis op. 39" von Robert Schumann wählte der famose Erzähler In der Fremde, offenbarte sensibel die grundlegenden Leiderfahrungen eines Menschen. Bestens nuanciert erklang die Mär der Lorelei im Waldesgespräch, mystischen Zauber schenkte der darstellende Virtuose der Mondnacht. Vortrefflich kombinierte Diskic Textgestaltung und Tongebungen zur dramatischen Erzählung Belsazar.

Heroisch, patriotisch, lebensnah, forsch kamen Die beiden Grenadiere (Richard Wagner) zu den Anklängen der "Marseillaise" daher.

Stilistisch einfühlsam, in nachhaltiger Musikalität und pianistisch feinsinnigem Spiel, ohne überproportionierte Dynamik begleitete Alexander Fleischer seinen Vokalpartner auf exemplarische Weise.

Drei von Hugo Wolf vertonte Gedichte von Eduard Mörike brachte Nikola Diskic zu Gehör, verband seinen schönstimmigen Bariton in weitgespannten Bögen mit variablen Färbungen zu den teils vertrackten Melodien der drei Lieder Die Geister am Mummelsee - Denk'es, o Seele - Der Tambour mit ironisch-delikaten Untermalungen der Textpassagen: Wenn meine Mutter, nur hexen könnt' versehen, quasi als Übergang zu Carl Loewe's Balladen. Völlig im Einklang von Artikulation und melodischen Klangfarben, präsentierte der Sänger zu vortrefflicher Darstellung Herr Oluf, die hochdramatische Erzählung Tom der Reimer in köstlicher Manier mit Schalk im Nacken, sowie die gewaltig-opulente Saga Odins Meeresritt in bildhaften Abstufungen und theatralischem Pathos versehen.

Als Krönung des interessanten Programms interpretierte Nikola Diskic den Erlkönig (Franz Schubert) herrlich schaurig schön. Edda Moser die großartige Interpretin von einst und heute Gesangs-Pädagogin hätte den auswendig ohne Blatt singenden Künstler mit Sicherheit entzückt-respektabel in die Arme geschlossen.

Die große Begeisterung der Wagner-Gemeinde bedankte Nikola Diskic auf ganz besondere Weise, der traumhaften Interpretation von Wolframs Lied an den Abendstern aus "Tannhäuser".

So nebenbei vor dem zweiten Liederteil wurde der internationale Heldentenor Wolfgang Neumann, langjähriges Ensemble-Mitglied des NTM von der Vorsitzenden Monika Kulczinski zum Ehren-Mitglied des RWV-Kurpfalz gekürt. 

(Gerhard Hoffmann / Onlinemerker, 12.10.2018)

 

Menschen in Mannheim - Startenor wird Ehrenmitglied

Kräftiger Beifall im Stamitzsaal des Rosengartens, dazu "Bravo"-Rufe aus mehreren Reihen: Der Richard-Wagner-Verband Mannheim-Kurpfalz hat Wolfgang Neumann zum Ehrenmitglied ernannt. 1945 in Österreich geboren, gehörte er von 1980 bis 2010 als erster Heldentenor zum Ensemble des Nationaltheaters. Ob in Bayreuth, an der New Yorker MET, der Wiener Staatsoper, der Pariser Oper oder der Mailänder Scala - "er ist in allen großen Wagner-Partien ein gerne gesehener Gast der Opernhäuser dieser Welt", würdigte ihn Monika Kulczinski, die Vorsitzende des Wagner-Verbandes, "mit großem Respekt und Freude". Dennoch habe er seine Mannheimer (Wahl-)Heimat nie vergessen, sagte sie in Anwesenheit der beiden anderen Ehrenmitglieder, Franz Mazura und Michel Mauge. Gerührt bedankte sich Neumann. Bekanntlich sei er leiblichen Genüssen zugetan, "und wenn ich mein Leben als großes Menü sehe, war das ein wunderbares Dessert".

(Peter Ragge / Mannheimer Morgen, 13.10.2018)

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